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Virtuelle Welt für die Bildung

Dez

22

Aus Metaversa Island im Teen Second Life wird Cybergrid.de


Das erste und bisher einzige Projekt für deutschsprachige Jugendliche im Teen Second Life zieht ins eigene OpenSimulator Grid

Ende des Jahres schließen wir Metaversa Island im Teen Second Life, das bis heute einzige Angebot für deutschsprachige Jugendliche dort. Damit endet unser medienpädagogisches Projekt einer 3D-Community für deutschsprachige Jugendliche aber nicht, sondern wird ab sofort auf einem eigenen Grid (www.cybergrid.de) unter OpenSimulator fortgesetzt.

Gerne wären wir auch im Teen Second Life geblieben. Leider bietet Linden Lab nach wie vor keine adäquate Lösung für die Registrierung nicht-amerikanischer Jugendlicher an. Da wir aber nicht nur medienpädagogische Projekte mit festen Gruppen anbieten, sondern auch eine Plattform für Jugendliche sein wollen, die von zuhause aus die neuen Möglichkeiten virtueller Welten erfahren möchten, macht es wenig Sinn im geschlossenen Teen Second Life zu bleiben. OpenSimulator bietet uns sehr viel mehr Freiheit bei der Gestaltung der Community und den Regeln.

Metaversa Island im Teen Second Life bestand seit November 2007 und die Erfahrungen damit sind sehr zwiespältig. Als immer wieder frustrierend und zeitaufwändig haben sich die Restriktionen erwiesen, die Linden Lab erwachsenen PädagogInnen (auch nach einem teurem Backgroundcheck) im Teen Second Life auferlegt: Nicht zusammen in Gruppen mit Jugendlichen sein zu dürfen, keine Grundstücke an Jugendliche geben zu können, keinen Handel treiben zu dürfen, usw. Hätten wir nicht ein paar Schlupflöcher gefunden, hätte das unser pädagogisches Konzept, das auf Selbstverwaltung der Insel durch Jugendliche setzt, unmöglich umzusetzen gemacht. Auch der Austausch mit anderen pädagogischen Projekten wird dadurch unterbunden, dass man als Erwachsener auf seiner eigenen Sim gefangen bleibt.

In einer sechsmonatigen Phase in 2008, während der sich deutsche Jugendliche ohne Formalitäten anmelden konnten, erlebte die Insel einen regelrechten Boom. Innerhalb kürzester Zeit war Metaversa Island eine der bestbesuchten Sims im Teen Second Life und nachmittags bis abends waren bis zu 20 Jugendliche gleichzeitig online. In dieser Zeit konnten wir einige Onlineworkshops durchführen und verschiedene Projekte starten. Hier zeigte sich das große Potential virtueller Welten für den Bildungsbereich. Die Erfahrungen daraus wurden auf verschiedenen Tagungen vorgestellt und in einigen Buchartikeln dokumentiert. Einblicke in das Inselleben gibt auch unser Inselweblog unter: www.metaversa.de/island.

Im Sommer 2008 änderte Linden Lab die Registriermöglichkeit für das Teen Second Life, (seitdem ist eine Registrierung nur noch mit amerikanischer Mobilfunknummer möglich) und löschte gleichzeitig ohne Begründung über 300 Accounts deutschsprachiger Jugendlicher. Nach Protesten und Rücksprache mit MitarbeiterInnen von Linden Lab wurden zwar einige wieder freigeschaltet, eine einfache z.B. auf deutschen Mobilfunknummern beruhende Registriermöglichkeit wurde jedoch bis heute nicht geschaffen.

Die komplizierte Registrierung und die wegen seiner geringen Größe fehlende Attraktivität des Teen Second Life lässt vermuten, dass sich wesentlich mehr Jugendliche mit falschen Altersangaben im normalen Second Life anmelden. Dies wurde durch verschiedene Vorkommnisse bestätigt, über die wiederholt in der Presse berichtet wurde und die nach wie vor das schlechte Image im Jugendschutz prägen. Für uns als Medienprojekt für Jugendliche war dies natürlich nicht besonders förderlich.

Die Installation einer eigenen RegAPI, um selber Accounts für Jugendliche anlegen zu können, änderte leider wenig daran, das die Besucherzahlen der Metaversa Insel weiter zurückgingen. Die über die Reg API angelegten Accounts waren auf die Insel beschränkt und konnten das übrige Teen Second Life nicht besuchen. D.h. sie waren nicht besonders attraktiv für Jugendliche. Der Aufwand für uns war zudem sehr hoch, jeder Account musste per Hand angelegt werden.

Mit dem Wechsel zu OpenSimulator wird sich das Konzept verändern. Eine eigene Jugendcommunity, die das Cybergrid nutzt, muss nun erst aufgebaut werden. Zudem fehlt dort noch gerade für Jugendliche attraktives Inventar wie Scripte oder Avatarkleidung. Einige der Jugendlichen aus dem Teen Second Life haben schon zugesagt, sich auch im Cybergrid zu engagieren. Weiterhin bieten wir Bildungseinrichtungen, Schulen und Medienzentren die Möglichkeit, dort eigene Grundstücke für Projekte zu nutzen.

Wir freuen uns, dass unser langjähriger Partner „Jugend Online“ mit der Jugendcommunity Netzcheckers (www.netzcheckers.de) die Kooperation auch im Cybergrid fortsetzen wird und dass wir ebenfalls durch unseren Hoster virtyou GmbH (www.virtyou.com) sehr kompetente Unterstützung erhalten und auch auf inhaltliches Interesse gestoßen sind.

Michael Lange
Projektleiter Metaversa e.V.

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